Projektorientierung der Regionalparks

Regionalparks sollen die Entwicklung und Umsetzung von Freiraumprojekten vorantreiben. Die einzelnen Regionalparks übernehmen dabei allerdings unterschiedliche Aufgaben, die wesentlich von der Aufgabenteilung mit den Kommunen und dem zur Verfügung stehenden Budget der Regionalparks bestimmt wird. Während die kooperative Projektentwicklung nahezu überall zum Kern der Regionalparkarbeit gehört, sind die Förderung, Umsetzung und Unterhaltung von Projekten sehr unterschiedlich organisiert.

Viele Regionalparks greifen für die Projektentwicklung auf bestehende strategische Grundlagen und Freiraumkonzeptionen zurück, die bereits Projektansätze enthalten, und ergänzen diese durch Impulse aus den Kommunen und von Landschaftsakteuren.

Zur Konkretisierung komplexer Freiraumprojekte sind häufig Koordination, Moderation oder ein begleitender Landschaftsdialog erforderlich, um Nutzungskonflikte zu klären und tragfähige Lösungen zu entwickeln. Besonders bei interkommunalen Projekten erfordert die Projektentwicklung eine intensive Vorbereitung, eine klare Aufgabenverteilung sowie eine gezielte Fördermittelakquise, um eine erfolgreiche Umsetzung zu sichern.

Regionalparks Brandenburg/Berlin:
Projektentwicklung und Fördermittelakquise durch den Regionalpark Barnimer Feldmark

Der Regionalparkverein Barnimer Feldmark e. V. wird von zahlreichen Mitgliedern aus Kommunen, dem Landkreis Barnim, Berliner Bezirken, Vereinen, Unternehmen und weiteren regionalen Akteuren getragen. Er ist als Impulsgeber für Freiraum- und Entwicklungsprojekte in der Barnimer Feldmark etabliert und als Instrument gemeinsamer Regionalentwicklung anerkannt. Durch sein breites, eingespieltes Kooperationsnetzwerk ist der Verein in der Region fest verankert.

Die Umlage aus den Mitgliedskommunen und dem Landkreis finanziert neben Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit vor allem die Projektentwicklung bis zur Fördermittelakquise. Die Geschäftsstelle übernimmt hierbei die Projektvorbereitung und   -koordination, das Controlling, die Fördermittelakquise sowie die Finanz- und Fördermittelabwicklung. Projektideen entstehen aus den fortgeschriebenen Entwicklungskonzepten des Regionalparks oder durch Impulse der Mitglieder.

Da der Regionalpark nicht über ein eigenes Projektbudget verfügt, ist die Einwerbung von Fördermitteln ein zentraler Bestandteil der Arbeit. Die notwendige Kofinanzierung erfolgt über die Mitgliedskommunen und den Landkreis. Mit der Nutzung von Drittmitteln verbunden ist ein hoher Aufwand für Antragstellung, Projektdokumentation und Abrechnung. Seit 2007 konnten so zahlreiche Projekte – überwiegend in den Themenfeldern Naherholung und regionale Wirtschaft – erfolgreich umgesetzt werden.

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Entwicklungskonzept „Regionalpark Barnimer Feldmark 2030“

Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz:
Projektentwicklung für den Erlebnisweg Wallensteins Lager durch den Förderverein

Der 2014 gegründete Förderverein Regionalpark Pegnitz–Rednitz–Regnitz initiierte im Westen der Städteachse Erlangen–Fürth–Nürnberg das Projekt „Erlebnisweg Wallensteins Lager“, um den Mehrwert einer Regionalparkgründung in der Stadtregion Nürnberg sichtbar zu machen. Grundlage bildet ein historisches Ereignis des Dreißigjährigen Kriegs: das Lager Wallensteins von 1632 auf dem Gebiet der heutigen Städte Stein, Oberasbach und Zirndorf – einst das größte befestigte Feldlager Europas, heute in der suburbanen Landschaft kaum mehr erkennbar. Ziel des Projekts war es, die bisherigen Initiativen der drei Städte zur Erlebbarmachung dieses historischen Schauplatzes aufzugreifen und gemeinsam weiterzuentwickeln. Im Mittelpunkt stand dabei die Aufarbeitung der Auswirkungen des Heerlagers auf die Bevölkerung im Umfeld Nürnbergs.

Der Förderverein übernahm die konzeptionelle Projektentwicklung und initiierte die kommunale Kooperation. Ein wichtiger Meilenstein war die erste gemeinsame Stadtratssitzung von Stein, Oberasbach und Zirndorf im Jahr 2017, in der das Vorhaben befürwortet und ein interkommunaler Steuerungskreis eingerichtet wurde. Ein Kuratorium aus Fachleuten begleitete die Entwicklung der Erzähl- und Erlebnisstationen, um die historische Authentizität sicherzustellen.

Dank klarer Zuständigkeiten, fester Ansprechpersonen in allen Kommunen und der Einbindung externer Expertisen konnte ein interaktives, mediengestütztes Konzept (u. a. QR-Codes, App) umgesetzt werden. Dabei wurde besonders darauf geachtet, land- und forstwirtschaftliche Flächen nicht zusätzlich zu beanspruchen. Bereits in der Projektphase wurden Vereinbarungen zu Unterhalt und Öffentlichkeitsarbeit getroffen; jede Kommune trägt die Verantwortung für ihren Abschnitt des Erlebniswegs. Der Erlebnisweg macht die historische Dimension der Landschaft wieder erfahrbar, stärkt die siedlungsnahe Naherholung und hat sich durch begleitende Werbemaßnahmen auch als touristisches Ziel mit regionaler Wertschöpfung etabliert.

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Die Förderung von Freiraumprojekten im Rahmen eines Regionalparks setzt ein jährlich festgelegtes, zweckgebundenes Budget voraus – über ein solches verfügen jedoch nur wenige Regionalparks. Zu den Regionalparks, die aktiv Projekte im Freiraum fördern und damit das jeweilige Parkkonzept unterstützen, zählen der Landschaftspark Region Stuttgart, der Regionalpark RheinMain, der Grüne Ring Leipzig sowie der Grüne Ring Region Bremen. Die verfügbaren Mittel werden zum Teil durch Landesmittel der Regionalentwicklung ergänzt. Besonders hervorzuheben ist der Landschaftspark Region Stuttgart, der seinen Förderschwerpunkt auf die Kofinanzierung interkommunaler und kommunaler Freiraumprojekte legt.

Landschaftspark Region Stuttgart:
Regionalpark als eigenständiger Projektförderer

Der Landschaftspark Region Stuttgart hat ein eigenständiges Modell der Projektförderung etabliert. Die Verbandsversammlung des Regionalverbands Stuttgart stellt jährlich 1,5 Millionen Euro zur Kofinanzierung von Freiraumprojekten bereit – mit einem Förderanteil von bis zu 50 %.

Die eingereichten Projekte sollen sich inhaltlich und konzeptionell an den Zielen und Projektansätzen der teilregionalen Masterpläne des Landschaftsparks orientieren. Diese wurden in einem gemeinsamen Beteiligungsprozess mit den Kommunen erarbeitet und bilden die Leitlinien für die Entwicklung der unterschiedlichen Landschaftsräume der Region.

Mit dem jährlichen Wettbewerb bietet der Landschaftspark ein niederschwelliges Kofinanzierungsinstrument, das jedes Jahr vollständig ausgeschöpft wird. Deshalb können zahlreiche Freiraumprojekte erfolgreich umgesetzt werden. Bei der Ausschreibung liegt der Fokus auf dem multifunktionalen Ansatz, dem regionalen Mehrwert, der Interkommunalität sowie der Nachhaltigkeit der geförderten Projekte.

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Der großräumige Zuschnitt vieler Regionalparks erschwert die Umsetzung und Betreuung kleinerer Freiraumprojekte, da häufig die personellen Kapazitäten fehlen. Daher werden zahlreiche Projekte letztlich über die kommunalen Verwaltungen realisiert. Der Regionalpark RheinMain bildet hier eine Ausnahme: Seine Entwicklungsgesellschaft wurde gezielt so aufgestellt, dass sie die Realisierung des Routensystems und begleitender Aufwertungsprojekte eigenständig und effektiv umsetzen kann.

Regionalpark RheinMain:
Durchführungsgesellschaften zur Projektbetreuung

Der Regionalpark RheinMain ist als Entwicklungsgesellschaft organisiert und besteht aus einer Dachgesellschaft sowie sechs teilregionalen Durchführungsgesellschaften. Während die Dachgesellschaft gemeinsam mit regionalen Akteuren Projekte entwickelt und vorbereitet, übernehmen die Durchführungsgesellschaften die konkrete Umsetzung von Projekten und Routenabschnitten in ihren jeweiligen Teilräumen.

Gesellschafterinnen der Durchführungsgesellschaften sind die beteiligten Kommunen, die jeweils eine geschäftsführende Person stellen. Auf diese Weise wird die Planung und Umsetzung des Routenkonzepts auf lokaler Ebene sichergestellt. Die Durchführungsgesellschaften arbeiten eng untereinander und mit der Dachgesellschaft zusammen – und bilden so die organisatorische Grundlage für eine effiziente Projektbetreuung und Umsetzung im Regionalpark RheinMain.

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Die Pflege und Unterhaltung der im Rahmen der Regionalparks geschaffenen oder geförderten freiraumbezogenen Infrastrukturen liegt in den meisten Fällen bei den am Projekt beteiligten Kommunen. Nur wenige Regionalparks verfügen über eigene Infrastruktur- und Personalkapazitäten, um die Projektunterhaltung selbst zu leisten. Dieses Modell bietet den Vorteil einer zentral organisierten, auf die Regionalparkprojekte abgestimmten Pflege und Qualitätssicherung, wodurch eine einheitliche Gestaltung und nachhaltige Funktionsfähigkeit der Freiräume gewährleistet werden können.

Emscher Landschaftspark:
Unterhaltung und Pflege der Freiraumstrukturen

Der Emscher Landschaftspark hat seit der IBA Emscher Park zahlreiche, teils großdimensionierte Freiraumprojekte realisiert und prägt damit bis heute das Landschaftsbild der Metropolregion Ruhr. Rund 25 Jahre nach Abschluss der IBA liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit zunehmend in der Unterhaltung und Pflege der geschaffenen Freiraum- und Infrastrukturen.

Grundlage hierfür bildet der Trägerschaftsvertrag zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Regionalverband Ruhr (RVR). Dieser Vertrag definiert die Pflichtaufgaben zur Fortführung und Weiterentwicklung des Emscher Landschaftsparks und regelt zugleich die Finanzierung der Unterhaltungsmaßnahmen.

Die 15 regional bedeutsamen Standorte des Emscher Landschaftsparks werden von den jeweiligen Standortbetrieben – also Städten und kommunalen Unternehmen – gepflegt. Für diese Aufgaben stellt das Land Ausgleichsmittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro jährlich bereit. Der RVR übernimmt die Koordination des regionalen Parkpflegemanagements und stimmt die Maßnahmen eng mit den Standortbetrieben und dem Land ab. Dieses kooperative Modell gewährleistet eine kontinuierliche Pflege, nachhaltige Qualitätssicherung und langfristige Stabilisierung der Freiraumstrukturen im Emscher Landschaftspark.

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